Konzernlagebericht 2018 der BLS

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Wirtschaftliches Umfeld

Der öffentliche Verkehr erfreut sich in der Schweiz grosser Popularität und wird kontinuierlich ausgebaut. Die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren stetig an. Der Bundesrat hat am 31. Oktober 2018 entschieden, für den Bahn-Ausbauschritt 2035 insgesamt 11,9 Milliarden Franken zur Verfügung zu stellen. Der darin vorgesehene Ausbau der Infrastruktur trägt dem prognostizierten Bevölkerungswachstum Rechnung und ermöglicht eine Erweiterung des Angebots. Als eines der grössten Verkehrsunternehmen der Schweiz ist die BLS Teil des wachsenden Schweizer ÖV-Systems.

Mehr Wettbewerb im Fernverkehr

Die BLS hat im September 2017 beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Gesuch um den Betrieb von fünf Fernverkehrslinien eingereicht. Im Juni 2018 hat das BAV verfügt, dass die BLS ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 die Fernverkehrslinien Bern–Biel und Bern–Burgdorf–Olten bedient. Gegen diese Verfügung ist aktuell eine Beschwerde der SBB beim Bundesverwaltungsgericht hängig. Zurzeit ist deshalb noch offen, auf welchen Zeitpunkt die BLS die beiden Fernverkehrslinien betreiben wird. Die Planungen und Vorbereitungen seitens der BLS sind aber weiterhin auf eine Betriebsaufnahme ab Dezember 2019 ausgerichtet.

Zunehmender Kostendruck in regulatorischen Bereichen

Wie alle Anbieter im öffentlichen Verkehr spürt die BLS einen zunehmenden Kosten- und Effizienzdruck seitens Bund und Kantonen. Gleichzeitig investiert die BLS derzeit hohe Summen in die Modernisierung ihrer Zugflotte und ihrer Werkstätten. Deshalb wird sich die BLS unternehmensweit effizienter aufstellen und Prozesse auf allen Ebenen verschlanken. Im Jahr 2018 wurde ein Programm zur Effizienzsteigerung gestartet, das die Gesamtkosten der BLS bis ins Jahr 2023 schrittweise um jährlich CHF 50 Mio. bis 60 Mio. senken wird. Aufgrund des Programmstarts wurde dem laufenden Ergebnis im Berichtsjahr eine Restrukturierungsrückstellung in Höhe von CHF 12,6 Mio. belastet.


Geschäftsentwicklung

Im Berichtsjahr resultiert ein Nettoumsatz von CHF 1118,2 Mio. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem organischen Wachstum von CHF 74,7 Mio. (+7,2%). Dieses Wachstum übertrifft die Erwartungen der BLS. Die Verkehrserträge ­konnten über alle Segmente hinweg ­gesteigert werden.

Konzernumsatz nach Segmenten

in Mio. CHF

2018

2017

Personenmobilität

554,2

527,5

Infrastruktur

390,3

376,7

Güterverkehr

229,6

193,9

Immobilien

2,6

1,3

Übriges

73,1

79,1

Eliminationen

–131,6

–135,0

Das Segment Immobilien ist durch die Gründung der BLS Immobilien AG am 1. Juli 2017 lanciert worden. Es besteht deshalb noch kein vollständiges Vergleichsjahr.

Umsatzentwicklung Personenmobilität

Im Segment Personenmobilität hat die BLS ihren Umsatz um CHF 26,7 Mio. auf CHF 554,2 Mio. gesteigert. Die Hauptumsatzkomponenten bildeten die Verkehrserträge (CHF 272,2 Mio.) und Abgeltungen (CHF 189,6 Mio.). Daneben hat die Personenmobilität Eigenleistungen über CHF 53,2 Mio. und sonstige Erträge über CHF 39,2 Mio. erzielt. Die sonstigen Erträge beinhalten u. a. Materialverkäufe, Bau-/Unterhaltsleistungen, Nettoerträge aus Provisionserträge sowie Erlösminderungen.

Verkehrserträge
Die Verkehrserträge betrugen im Berichtsjahr CHF 272,2 Mio. und fielen damit um CHF 28,5 Mio. höher aus als im Vorjahr (+11,7%). Neben einem allgemeinen Marktwachstum über alle Sortimente konnte schweizweit der Umlauf von General- und Halbtaxabonnementen im öffentlichen Verkehr nachhaltig gesteigert werden. Beim regionalen Personenverkehr Bahn hatten zusätzlich die Angebotserweiterung des RE Brig–Domodossola, aperiodische rückwirkende Ausgleichszahlungen sowie die reguläre Aktualisierung der Kalkulationsparameter für den Erlöstransfer einen positiven Effekt auf den Verkehrsertrag.

Anzahl Fahrgäste

Mio.

+ %

Die Zahlen der Fahrgäste im öffentlichen Verkehr in der Schweiz steigen seit Jahren stetig. In den Zügen und Bussen und auf den Schiffen der BLS waren im Jahr 2018 insgesamt 66,3 Mio. Personen unterwegs.

Der regionale Busverkehr konnte seine Verkehrserträge um CHF 0,1 Mio. steigern. Bei der Schifffahrt erhöhte die BLS ihren Umsatz um CHF 1,2 Mio. Dazu trugen insbesondere das gute Wetter, die starke Nachfrage ausländischer Gäste sowie die Steigerung des Extrafahrten-Geschäfts bei. Der Umsatzanstieg über CHF 2,8 Mio. beim Autoverlad ist darauf zurückzuführen, dass die BLS im Dezember 2017 den Autoverlad am Simplon übernommen hat.

Personenkilometer Bahn (in Mio. Kilometer)

+2,0%

920,4

2014

933,0

2015

981,3

2016

1013,4

2017

1034,0

2018

2014

920,4

2015

933,0

2016

981,3

2017

1013,4

2018

+2,0%

1034,0

Die Nachfrage nimmt zu: Im Jahr 2018 sind die Fahrgäste 1,034 Mrd. Kilometer in den Zügen der BLS gereist. Bis 2030 wird es schätzungsweise ein Viertel Kilometer mehr sein. Die BLS beschafft 52 neue Züge für den Regionalverkehr und baut ihre Infrastruktur aus, um das Wachstum zu tragen.

Abgeltungen
Im Jahr 2018 hat die BLS im Segment Personenmobilität CHF 189,6 Mio. an Abgeltungen erhalten. Das sind CHF 4,9 Mio. weniger als im Vorjahr (–2,5%). Der regionale Bahn- und der regionale Busverkehr werden durch die Bestellerkantone und den Bund abgegolten. Der Autoverlad am Simplon wird durch den Kanton Wallis abgegolten.

Abgeltungen im Regionalverkehr in CHF

–2,5%

198,1 Mio.

2014

205,8 Mio.

2015

193,6 Mio.

2016

194,5 Mio.

2017

189,6 Mio.

2018

2014

198,1 Mio.

2015

205,8 Mio.

2016

193,6 Mio.

2017

194,5 Mio.

2018

–2,5%

189,6 Mio.

Trotz stetig steigender Verkehrsleistungen sind die Abgeltungen im regionalen Personenverkehr über die letzten fünf Jahre leicht gesunken. Gleichzeitig hat die BLS dank zunehmender Fahrgastzahlen den Umsatz aus verkauften Billetten vergrössert. So steigern wir den Kostendeckungsgrad und entlasten die öffentliche Hand.

Umsatzentwicklung Infrastruktur

In der abgelaufenen Periode hat die BLS den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), die auf BLS-Infrastruktur verkehren, CHF 84,6 Mio. an Infrastrukturbenützung verrechnet (+1,9%). Daneben finanziert sich das Segment Infrastruktur hauptsächlich durch Abgeltungen aus dem Bahninfrastrukturfonds. Gesamthaft stieg die Abgeltung von CHF 229,8 Mio. auf CHF 242,3 Mio. Dabei sank die Abgeltung zur Deckung der Betriebskosten dank einer tieferen Kostenbasis sowie eines im letzten Jahr erzielten Sondergewinns aus Arealverkäufen von CHF 75,8 Mio. auf CHF 66,3 Mio. Die Abschreibungsabgeltung stieg jedoch infolge höherer Abschreibungen, Anlagenabgängen und nicht aktivierbaren Investitionen um CHF 22,0 Mio. auf CHF 176,0 Mio. Weiter erzielte die Infrastruktur Eigenleistungen in Höhe von CHF 40,7 Mio. (–2,5%) sowie sonstige Erträge über CHF 22,8 Mio. (+3,0%).

Umsatzentwicklung Güterverkehr

Der Güterverkehr hat seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um CHF 35,6 Mio. auf CHF 229,6 Mio. gesteigert (+18,4%). Der höhere Ertrag aus Verkehrsleistungen resultiert vor allem daher, dass die BLS Cargo AG mehr Produkte als Hauptfrachtführer transportieren konnte. Zusätzlich profitierte der Güterverkehr vom höheren Wechselkurs des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro.

Das Verkehrsvolumen betrug 17’051 Züge und lag damit leicht unter dem Vorjahresniveau von 17’529 Zügen. Trotz des tieferen Verkehrsvolumens nahm die Verkehrsleistung gemessen in Nettotonnenkilometern gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent zu, da durchschnittlich mehr Gütertonnen pro Zug transportiert wurden.

Marktanteil Güterverkehr

%

+ Prozentpunkte

2018 hat die BLS ihren Marktanteil im Alpentransit von 27% auf 30% gesteigert. Heute stammt fast jeder dritte Güterzug, der durch die Schweiz fährt, von der BLS.

Umsatzentwicklung Immobilien

Mit einem Umsatz von CHF 2,6 Mio. ist der Immobilienbereich das kleinste Segment der BLS. Da das Segment mit der Gründung der BLS Immobilien AG am 1. Juli 2017 lanciert wurde, ist ein Vorjahresvergleich nicht aussagekräftig. Der Umsatz resultierte aus den in die Gründung eingebrachten Bestandesliegenschaften und Areale, die bewirtschaftet und vermietet werden. Die Weiterent­wicklung verschiedener Areale wird derzeit geplant.

Übrige Erträge/Konzernaktivitäten

Die übrigen Erträge/Konzernaktivitäten fallen mit CHF 73,1 Mio. um CHF 6,0 Mio. tiefer aus als im Vorjahr, was hauptsächlich auf tiefere Werkstatt- und Vermietungserträge von Dritten zurückzuführen ist.

Betriebsaufwand

Der Betriebsaufwand (exkl. Personalaufwand) hat sich im Jahr 2018 um CHF 44,2 Mio. auf CHF 460,7 Mio. erhöht (+10,6%). Er ist damit überproportional zum Umsatz gewachsen – das Verhältnis zwischen Betriebsaufwand und Umsatz beträgt 41,2 Prozent (gegenüber 39,9% im Vorjahr). Verantwortlich für den Anstieg des Betriebsaufwands sind hauptsächlich die Betriebsleistungen von Dritten, die um CHF 45,6 Mio. zugenommen haben (+20,9%). Grösstenteils kann dies auf den höheren Produktionsaufwand im Güterverkehr (Einkauf Transportleistung/Trassenkosten im Ausland) zurückgeführt werden. Der Materialaufwand stieg um CHF 7,9 Mio. (+12,7%), wobei der hauptsächliche Kostentreiber der Verschleiss von Ersatzteilen war. Der sonstige Betriebsaufwand konnte unter anderem aufgrund tieferer Versicherungsprämien, tieferen Bahnstroms, tieferer Unterhaltskosten sowie tieferer Gebühren und Abgaben um gesamthaft CHF 9,2 Mio. reduziert werden (–6,8%).

Personalaufwand
Der Personalaufwand betrug in der Berichtsperiode CHF 367,9 Mio. gegenüber CHF 355,0 Mio. im Vorjahr. Die Zunahme von 3,6 Prozent liegt hauptsächlich an der im Berichtsjahr getätigten Restrukturierungsrückstellung.

Mitarbeitende BLS-Gruppe

Mitarbeitende in Personen

3195

100%

2018

2017

Bahnproduktion

1527

47.8%

1452

45.9%

Infrastruktur (BLS Netz AG)

780

24.4%

783

24.8%

Personenmobilität

349

10.9%

411

13.0%

Zentrale Funktionen

270

8.5%

269

8.5%

BLS Cargo AG und Tochtergesellschaften

148

4.6%

130

4.1%

Busland AG

121

3.8%

117

3.7%

Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und ­Abschreibungen (EBITDA)

Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und ­Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich in der Berichtsperiode um CHF 17,7 Mio. auf CHF 289,7 Mio. Die EBITDA-Marge verschlechterte sich marginal von 26,1 auf 25,9 Prozent.

Abschreibungen

Die Abschreibungen erhöhten sich in der Berichtsperiode um CHF 11,1 Mio. auf CHF 256,7 Mio. Dabei erhöhten sich die Abschreibungen auf dem Sachanlagevermögen um CHF 11,5 Mio. und die Amortisationen auf den immateriellen Anlagen reduzierten sich um CHF 0,4 Mio. In den Abschreibungen enthalten ist eine Wertberichtigung bei der Schifffahrt über CHF 7,0 Mio. Grund dafür ist das strukturell bedingt tiefe Ergebnispotential.

Betriebsergebnis

Das Betriebsergebnis vor Zinsen und ­Steuern (EBIT) betrug in der Berichtsperiode CHF 33,0 Mio. Damit konnte das Vorjahres-EBIT um CHF 6,5 Mio. übertroffen und die EBIT-Marge von 2,5 auf 3,0 Prozent gesteigert werden.

Finanzergebnis, Steuern

Der Nettofinanzaufwand erhöhte sich im Berichtsjahr um CHF 1,6 Mio. auf CHF 8,9 Mio. Dies liegt einerseits am deutlich tieferen Ergebnis aus Equity-Beteiligungen (CHF 0,1 Mio. im Vergleich zu CHF 0,7 Mio. im Vorjahr) und andererseits am negativen Währungsergebnis (CHF –0,7 Mio.). Das zusätzliche verzinsliche Fremdkapital hatte im Berichtsjahr keinen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis, da dieses Fremdkapital erst per 12. Dezember 2018 aufgenommen wurde. Die Ertragssteuern erhöhten sich in der Berichtsperiode um CHF 0,8 Mio. auf CHF 1,9 Mio.

Ausserordentlicher Aufwand

Die Revision BAV führte 2018 bei der BLS eine subventionsrechtliche Prüfung der Strukturkosten durch. Dabei wurde festgestellt, dass gewisse Effekte in der Anwendung des Zinskostenmodells in den Jahren 2014–2017 zu einer Differenz zwischen kalkulatorischen und effektiven Zinsen über CHF 29,35 Mio. führte. Die BLS AG hat mit dem BAV eine Vereinbarung zur Rückführung bzw. Kompensation von vorfinanzierten und vereinnahmten Zinskostendifferenzen unterzeichnet. Die BLS ist dadurch vertraglich verpflichtet, diese Mittel im Umfang von CHF 29,35 Mio. in den Folgejahren dem regionalen Personenverkehr als Ausgleich zuzuführen. Dies führte in der Jahresrechnung 2018 der BLS AG zu einer Rückstellung für Zinskostendifferenzen in der Höhe des genannten Betrages.

Reingewinn und Minderheiten

Das Unternehmensergebnis inklusive Minderheitsanteile betrug im Berichtsjahr CHF –7,2 Mio. Das entspricht einer Abnahme gegenüber dem Vorjahr um CHF 25,1 Mio. (–140,2%). Der Anteil der Minderheiten nahm aufgrund der guten Resultate der BLS Netz AG sowie der BLS Cargo AG überproportional stark um CHF 2,4 Mio. auf CHF 5,4 Mio. zu. Nach Abzug der Minderheitsanteile resultiert somit ein Reinverlust von CHF 12,6 Mio. Aufgesplittet nach den einzelnen Segmenten wurden folgende Gewinne erwirtschaftet:

Konzerngewinn nach Segmenten (exkl. Minderheiten)

in Mio. CHF

2018

2017

Personenmobilität

–22,3

13,0

Infrastruktur

1,3

1,3

Güterverkehr

2,3

6,5

Immobilien

0,5

0,3

Übriges

6,8

9,3

Eliminationen

–1,2

–15,5

Im Segment Personenmobilität sind unterschiedliche Geschäftsmodelle vertreten, welche zum Teil abgeltungsberechtigt sind und dadurch einer regulatorischen Berichterstattung unterstehen. Zur zusätzlichen Transparenz sind untenstehend die regulatorisch zu meldenden Ergebnisse ausgewiesen.

Ergebnisse Sub-Bereiche Personenmobilität

in Mio. CHF

2018

2017

Regionalverkehr Bahn national

19,7

–1,0

Regionalverkehr Bahn international

–0,6

–0,3

Regional- und Ortsverkehr Strasse

0,5

0,6

Autoverlad

0,3

0,8

Schifffahrt

–6,6

–3,1

Die Ergebnisse basieren auf regulatorischer Datengrundlage.

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Vermögenssituation und Finanzierung

Als Konsequenz der operativen Geschäftstätigkeit und den dadurch verbundenen Invesitionen nahm die Bilanzsumme im Vorjahresvergleich um CHF 210,4 Mio. zu (+4,1 %). Wesentliche, aktivseitige Veränderungen gab es vor allem bei den Flüssigen Mitteln sowie den Sach- und Finanzanlagen zu verzeichnen. Die Zunahme von CHF 42,0 Mio. bei den Flüssigen Mitteln sowie die Zunahme von CHF 69,0 Mio. bei den Finanzanlagen ist durch die emittierten Debut-Anleihen über CHF 200 Mio. zu erklären. Da ein Teil dieser Gelder erst im Verlauf des Jahres 2019 verwendet wird, wurden sie zur Verkleinerung der Negativzinsen in kurzfristige Festgelder (weniger als drei Monate, Fonds Flüssige Mittel) sowie in 12- bis 15-monatige Festgelder (übriges Finanzanlagevermögen) angelegt. Die Zunahme bei den Sachanlagen über CHF 53,6 Mio. ergibt sich durch die anhaltend hohe Invesititions­tätigkeit.

Das branchentypisch negative operative Netto­umlaufvermögen hat sich in der Berichtsperiode von CHF –46,7 Mio. auf CHF –3,3 Mio. verkleinert. ­Verantwortlich dafür sind hautpsächlich stichtags­be­zogen höhere Forderungsbestände (CHF +16,3 Mio.) und andererseits nicht fakturierte Dienstleistungen (noch nicht vergütete Abgeltungen über CHF 18,5 Mio.).

Auf der Finanzierungsseite ergaben sich aufgrund der anhaltend hohen Investitionstätigkeit signifikante Zunahmen im langfristigen verzinslichen Fremdkapital. Insbesondere wurden am 12. Dezember 2018 zur Finanzierung von Investitionen im abgeltungsberechtigten Bereich der BLS AG zwei Debut-Anleihen über insgesamt CHF 200 Mio. aufgenommen. Weiter bediente sich der Konzern über alle Gesellschaften gesehen mit CHF 14,5 Mio. am Kreditmarkt.

Das Eigenkapital sank im Berichtsjahr um CHF 7,2 Mio., wobei sich der Minderheitsanteil um CHF 5,4 Mio. erhöhte. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 18,6 % gegenüber 19,5 % per Ende des Vorjahres. Die Hauptgründe dafür liegen im Jahresergebnis sowie in der Vergrösserung der Bilanzsumme respektive im geschilderten Zuwachs an Fremdkapital.

Die Nettoverschuldung erhöhte sich von CHF 3’908 Mio. auf CHF 4’067 Mio. Im Verhältnis zum EBITDA hingegen sank die Nettoverschuldung vom 14,4-­Fachen auf das 14,0-Fache.


Geldfluss

Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 207,4 Mio., was einer Reduktion gegenüber dem Vorjahr um CHF 43,8 Mio. entspricht. Im Wesentlichen ist diese Reduktion dem Jahresergebnis von CHF –7,2 Mio., den fondsunwirksamen Darlehensverrechnungen über CHF 34,6 Mio. sowie der Veränderung des Nettoumlaufvermögens von CHF 43,4 Mio. zuzuschreiben. Die höheren Abschreibungen konnten dem nur bedingt entgegenwirken.

Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich im Jahr 2018 auf CHF 389,0 Mio. Dies entspricht einer Zunahme von CHF 89,5 Mio. gegenüber dem Vorjahr, wobei CHF 21,0 Mio. mehr in Sachanlagen und CHF 69,9 Mio. mehr in Finanzanlagen investiert wurden. Insgesamt wurden im Berichtsjahr CHF 320,2 Mio. in Sachanlagen investiert, wovon die grössten Neuinvestitionen von der BLS AG (CHF 100,4 Mio.) und von der BLS Netz AG (CHF 208,0 Mio.) stammten. Bei der BLS AG fallen vor allem die Beschaffung von 52 neuen Regionalzügen, die Nachbestellung von 8 MUTZ-Zügen und die Modernisierung der Werkstätten ins Gewicht. Bei der BLS Netz AG ergeben sich die hohen Investitionen aus der allgemeinen Infrastrukturerhaltung, unter anderem durch die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) oder den Bau des neuen Rosshäuserntunnels. Im Berichtsjahr wurde somit ein negativer Free Cash Flow von CHF 181,7 Mio. generiert.

Der Geldzufluss aus der Finanzierungstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 223,7 Mio., was gegenüber dem Vorjahr einer Erhöhung um CHF 206,9 Mio. entspricht. Die Erhöhung ist grösstenteils der Anleihensemission über CHF 200 Mio. sowie einer unverzinslichen langfristigen Darlehensaufnahme über CHF 13,9 Mio. zuzuschreiben.

Daraus resultierte eine positive Nettoveränderung der Flüssigen Mittel von CHF 42,0 Mio. Die Flüssigen Mittel am Ende des Geschäftsjahres 2018 betragen damit CHF 225,9 Mio.

bls04

Risikobeurteilung

Die BLS bewegt sich in einem stark regulierten und von staatlichen Akteuren geprägten Umfeld, weshalb sie in der Vergangenheit nicht grossen Risiken ausgesetzt war. Derzeit sind die innere und äussere Situation jedoch starken Veränderungen unterworfen. Die BLS hat deshalb ihre Risikomanagement-Aktivitäten intensiviert, was sich insbesondere in kürzeren Aktualisierungsintervallen und in der graduellen Einführung einer quantitativen Risikobewertung äussert. Diese wird mittels Simulationsmodellen zu einer risikoadjustierten Budgetprognose aggregiert.

Ziele und Organisation

Die BLS betreibt ein auf die Bedürfnisse des Verwaltungsrates und der Konzernleitung ausgerichtetes, konzernweites Risikomanagement. Um eine effektive Unternehmungsführung zu gewährleisten, ist das Risikomanagement ein integrierter Teil der Unternehmensplanung, ergänzt die finanziellen Prognosen und fliesst direkt in die Entscheidungsfindung ein. Auf der operativen Ebene hilft es den Führungskräften beim Priorisieren von Handlungsfeldern und Massnahmen. Im Risk-Management-Prozess werden auf den verschiedenen Stufen Risiken identifiziert, beurteilt und der Status der zugehörigen Massnahmen bewertet. Eine konzernweit einheitliche Risiko-Bewertungsmatrix mit an der Risikotragfähigkeit der entsprechenden Bereiche und Tochterfirmen orientierten Schadensskalen bilden die Grundlage für eine standardisierte Bewertung, Kategorisierung und Berichterstattung der Risiken.

Prozess

Die Risikoeinschätzung der Geschäftsleitung zuhanden des Verwaltungsrates erfolgt jährlich via Risikobericht. Dieser umfasst unter anderem die aktuellen Top-Risiken der BLS. Dabei werden die Risiken ­bereichs- und projektweise erfasst. Diese werden vom Riskboard konzernweit harmonisiert und aggregiert. Die ausgewiesenen finanziellen Risiken werden im Rahmen der Budgeterarbeitung mit quantitativen Parametern versehen und aggregiert, ehe die Geschäftsleitung die Risikoanalyse und -bewertung verabschiedet und dem Verwaltungsrat via ­Risikobericht zur Genehmigung vorlegt.

Risikosituation inkl. wesentlichste Risiken

Die derzeitigen Veränderungen im regulatorischen Bereich beeinflussen die Arbeit der BLS in vielfacher Weise. Wichtige erfolgsrelevante Themen sind:

Regulatorisches Umfeld

  • In abgeltungsberechtigten Bereichen wird derzeit der Status quo hinterfragt.
  • Seitens Bund besteht die Tendenz zu einer Markt­öffnung, aber der Rahmen ist noch unklar. Das birgt regulatorische Risiken sowohl für die Kosten- wie auch für die Ertragsseite, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Fernverkehrskonzession.
  • Der mögliche Wegfall von Bundesbürgschaften als Finanzierungsinstrument stellt ein grosses Risiko im Zusammenhang mit den anstehenden Grossinvestitionen und deren Fremdfinanzierungsbedarf dar. Ein Wegfall könnte deutlich höhere Finanzierungskosten zur Folge haben.
  • Die Offertverhandlungen im regionalen Personenverkehr werden aufgrund des zunehmenden Kostendrucks seitens der Besteller immer schwieriger.

Geschäftserweiterung resp. -verkleinerung

  • Die mögliche Zusammenführung der Infrastrukturbetreiber in eine Netz Schweiz AG würde dazu führen, dass der momentane Managementvertrag mit der BLS Netz AG aufgehoben und die Tochtergesellschaft aus dem BLS-Konzern entflechtet ­würde.
  • Der Einstieg in den Fernverkehr ist mit hohen ­Investitionshürden verbunden (z. B. Kauf von neuem Rollmaterial).
  • Für den Aufbau des Immobiliensegments wird neben Eigenmitteln ein grosser finanzieller Leverage benötigt. Dabei ist der momentane Immobilienmarkt sehr genau zu verfolgen.

Sicherheit und Cyber-Risiken

Cyber-Risiken stellen eine grosse Herausforderung dar. Grund dafür sind die Dynamik der technischen Veränderung, die zahlreichen Angriffsmöglichkeiten sowie die zunehmende unternehmensübergreifende Vernetzung von Systemen. Zur Reduktion dieser Risiken baut die BLS ihre Prozesse und Systeme für die frühzeitige Erkennung und Abwehr von Cyber-Bedrohungen kontinuierlich aus.

Finanzielle Risiken

Die BLS ist durch ihre Tätigkeit verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Dazu gehören Liquiditäts-, Fremdwährungs-, Zins- und Gegenparteirisiken:

  • Liquiditätsrisiko: Die Liquidität ist jederzeit sichergestellt. Dies geschieht über eine laufende Planung, die Überwachung des Mittelbedarfs, die Vorhaltung einer Mindestliquidität sowie über kommittierte Bankkreditlinien.
  • Das Fremdwährungsrisiko wird durch natürliche Absicherungen und durch Devisentermingeschäfte gemindert. Die Absicherungsstrategie wird in regelmässigen Abständen geprüft und bei Bedarf angepasst.
  • Zinsänderungsrisiko: Durch die Staffelung der Laufzeiten und einen ausgewogenen Finanzierungsmix reduziert sich das Risiko von Zinsänderungen. Bei Bedarf können auch derivative Finanz­instrumente zur weiteren Mitigation eingesetzt werden.
  • Gegenparteirisiko: Finanzielle Gegenparteien werden fortlaufend überprüft und überwacht und müssen individuell festgelegte Grenzwerte einhalten. Operative Gegenparteirisiken werden regelmässig überwacht.

Ausblick

Strategisch

Die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr werden in den kommenden Jahren weiter steigen. Für die BLS bedeutet dies, dass sie auf ihrer Infrastruktur weiterhin kapazitätssteigernde Bauarbeiten tätigen wird, beispielsweise bei der konsequenten Umsetzung der Fernsteuerung aus der Betriebszentrale Spiez oder beim Ausbau von Einspur- zu Doppelspurabschnitten wie derzeit etwa zwischen Wabern und Kehrsatz. Zudem wird die BLS weiterhin hohe Investitionen tätigen. Die Beschaffung von 52 neuen Regionalzügen und die Modernisierung der Instandhaltungs-Werkstätten sind notwendig, um die heutigen Leistungen der BLS langfristig zu sichern und das dafür prognostizierte Verkehrswachstum zu bewältigen. Weitere Investitionen stellen eine Erweiterung der heutigen Geschäftsmodelle dar und ermöglichen der BLS, ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern und zu wachsen. Dazu gehören der geplante Einstieg in den Fernverkehr und die Entwicklung bahnnaher Areale im Immobiliensegment.

Damit die BLS das Wachstum im öffentlichen Verkehr bei zunehmendem Kosten- und Effizienzdruck seitens Bund und Kantone stemmen kann, wird sie sich unternehmensweit effizienter und wettbewerbsfähiger aufstellen. Geschäftsabläufe werden verschlankt und automatisiert. So wird die BLS bis im Jahr 2023 ihre Gesamtkosten schrittweise um CHF 50 Mio. bis 60 Mio. jährlich senken. Für die Anschaffung von IT-Systemen zur Automatisierung von Geschäftsabläufen sowie weitere Investitionen im Rahmen dieses Effizienzprogramms wendet die BLS insgesamt CHF 85 Mio. auf. Dank des Effizienzprogramms stellt die BLS sicher, dass sie auch künftig zur Entwicklung des öffentlichen Verkehrs beitragen und das Angebot für ihre Fahrgäste verbessern kann.

Finanziell

Dank stetig steigenden Fahrgastzahlen sowie dem geplanten Einstieg in den Fernverkehr erwartet die BLS, dass die Verkehrserträge in den Segmenten Personenmobilität und Infrastruktur künftig weiter zunehmen. Auch beim Güterverkehr wird davon ausgegangen, dass die Tendenz steigender Verkehrserträge anhält. Gleichzeitig rechnet die BLS aufgrund des zunehmenden Kostendrucks seitens Bund und Kantonen mit einem Rückgang der Abgeltungen, sowohl bei der Personenmobilität wie auch bei den Betriebsabgeltungen der Infrastruktur.